21 Mai Mein eigenes kleines Change-Management
Alles wird gut. Die Schulen unterrichten. Die Theater spielen. In den Schanigärten wird ausgeschenkt. Und aus den Homes geht’s immer mehr zurück in die Offices.
Super – oder?
Jede Veränderung bedeutet immer auch Anstrengung. Genetisch sind wir ganz gut dafür gerüstet, uns auf veränderte Welten einzustellen. Im Zweifelsfall bleiben wir aber doch lieber dort, wo wir’s uns zuletzt gut eingerichtet haben. Als ursprüngliche Fluchttiere reagieren wir auf Veränderung – und damit Unbekanntes – zunächst eher mit erhöhter Alarmbereitschaft. Sie könnte Gefahr bedeuten. Sollten Sie sich wundern, warum sich jetzt, wo doch alles wieder gut wird, nicht alles nur gut anfühlt, sind Sie jedenfalls nicht alleine. Viele Menschen brauchen noch ein wenig Zeit, um das alles einzuordnen und ihren Weg in die nächste neue Welt zu finden.
Wenn das schwerfällt, gibt es ein paar einfache Dinge, die es leichter machen:
Gehen Sie bewusst und aktiv mit Veränderung um
Management heißt, planvoll komplexe Dinge zu steuern. Change-Management heißt mehr aktive Beteiligung und weniger Ur-Österreichisches: „Schau ma amoi – dann seng ma scho…“.
Was ist schon klar, wo braucht’s noch mehr Information? Was sind meine Bedürfnisse in dieser Situation? Was macht mir Sorgen, und was kann ich dagegen tun? Das sind die Fragen, die es zu beantworten gilt.
Akzeptieren Sie auch negative Emotionen
Widerstand, Sorge, oder auch einfach Unwillen, schon wieder alles umzustellen. Das sind Emotionen die bei Veränderung ganz natürlich sind. Da es sich um emotionale Reaktionen handelt, müssen Sie sich nicht damit bemühen, diese rational zu begründen – oder sich rational auszureden. Sie stammen aus älteren Teilen unseres Gehirns (insbesondere dem sogenannten Limbischen System), die sich lange vor unserem bewussten Denken entwickelt haben. Was hier hilft sind nicht rationale Erklärungen, sondern emotionale Akzeptanz: einfach kurz mal da sein dürfen. Etwas, das wir in einer Welt des Konsums und der raschen Befriedigung immer mehr zu verlernen drohen.
Setzen Sie Ihre eigenen Leitpfosten
Wenn die Straße im Nebel liegt, orientieren wir uns an den Reflektoren der Leitpfosten am Straßenrand. Wenn Ungewissheit über die Zukunft „mentalen Nebel“ schafft, empfehlen wir dasselbe: Setzen Sie kleine erreichbare Ziele, ihre eigenen Schritte in Ihrem eigenen Tempo – Tag für Tag und Woche für Woche – ohne zu oft, ganz weit nach vorne zu schauen, um doch nur festzustellen, dass man da immer noch nicht sehr klar sehen kann.
Gehen Sie gut mit Ihrer Energie um
Veränderung kostet immer auch Kraftaufwand. Wir sind sehr daran gewöhnt, unsere Zeit und Energie entlang der To-Do Liste zu planen. Bei Veränderungen kostet allein die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung viel Kraft. Denken Sie daran, wie es ist, wenn Sie zwei drei Stunden durch eine Stadt spazieren, in der sie noch nie waren. Da machen allein all die neuen Eindrücke müde – oder? Mit einzuplanen, dass auch diese passive Seite (nicht nur unsere Aktivitäten) Energie braucht, hilft, darauf zu achten, dass ausreichend dafür vorhanden ist.
Richten Sie den Blick auf Ihre Ressourcen
Wir sind – wieder einmal – stark gefordert. Wir neigen dazu in solchen Situationen stets auf all die Anforderungen zu schauen, die vor uns liegen. Kraft gewinnen wir auch dadurch, dass wir den Blick zeitweise auf die andere Waagschale lenken: Was haben wir, das uns hilft, gut und gesund durch den Tag, durch die Woche zu kommen? Worauf können wir nach all den bereits durchgestandenen Veränderungen auch stolz sein? Und wofür vielleicht sogar dankbar?
Zu akzeptieren, was sich nicht so gut anfühlt, auszusortieren, was davon sich nur hinnehmen lässt und in Angriff zu nehmen was sich lösen lässt, schafft einen guten kraftvollen Umgang mit dieser neuerlichen Veränderung.